Gruß des Präses zu Weihnachten 2020 - Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden

Liebe Bundesgemeinschaft, liebe Freunde,

was für ein besonderes, herausforderndes, aber auch zermürbendes Jahr neigt sich dem Ende zu! Die aktuelle Situation nimmt ganz ungefragt einen großen Teil unserer Gedanken ein, sodass kaum mehr Platz für gute Nachrichten zu finden ist. Heute würde ich gerne so eine gute Nachricht mit euch teilen.

Bestohlen oder beschenkt?

"Ich bin schwanger!" – Manch anderer würde so eine Neuigkeit gerne von seiner Liebsten hören. Aber er nicht: Josef. Er wollte sie heiraten. Er fragte und sie sagte: "Ja!" Das Bild in seiner Vorstellung begann gleich Gestalt anzunehmen: Haus bauen, Familie gründen usw. Was für eine Vorfreude! Und dann das: Seine Verlobte offenbart ihm, sie sei schwanger und er weiß, es kann nicht von ihm sein. Als wäre das nicht schon schlimm genug, behauptet sie auch noch, das Kind sei vom Heiligen Geist. Ein Kind von Gott trage sie in sich. Wie soll er das nur glauben?

Er hätte jeden Grund, sauer zu sein. Doch auch wenn er die Dinge nicht verstehen konnte, Rache war nicht sein Element. Was für ein liebendes Herz!

Während es an Weihnachten durchaus gängig ist, darüber zu sprechen, weshalb Gott Maria ausgewählt hat, um den Sohn Gottes zur Welt zu bringen, wird an dieser Stelle deutlich, warum gerade Josef der richtige Vater für Jesus war: Anstatt zu verurteilen und auf seinem Recht zu bestehen, anstatt Entschädigung und Vergeltung einzufordern, zieht Josef Gnade und Erbarmen vor. Genau diese Richtung sollte auch Jesus später einschlagen. Er kam nicht, um zu verurteilen, sondern um gnädig zu sein. Mit dieser Grundhaltung wurde er von klein auf erzogen.

Was können wir von Josef lernen?

Josef wurde scheinbar das Kostbarste genommen, was er hatte. Es musste sich so angefühlt haben, als hätte man ihn bestohlen. Doch es dauerte nicht lange, bis er verstanden hat, dass er nicht bestohlen, sondern reich beschenkt wurde.

Auch wir müssen gerade auf vieles, was uns lieb ist, verzichten. Und ja, es kann sich so anfühlen, als hätte man uns bestohlen. Doch lasst uns tiefer schauen als das, was vor Augen ist. Vielleicht finden auch wir so wie Josef etwas Positives, das wir dieser Situation abgewinnen können. Was wäre das zum Beispiel? Unser Glaube und unser Gottvertrauen werden in dieser Zeit nicht nur gefordert, sondern auch gestärkt.

Das, was Josef im Traum gesehen hat, war geradezu unglaublich – und dennoch glaubte er. Und er handelte. Auch unser Glaube wird heute besonders herausgefordert. Der ein oder andere wird sicher fragen: "Wo ist Gott in dieser Situation? Warum greift er nicht ein?" Es ist auch absolut in Ordnung, diese Fragen zu stellen. Selbst Jesus fragte in seiner wohl schwierigsten Stunde nach dem Warum: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" (Matthäus 27,46)

Gott nimmt uns mit auf eine Reise

Josef glaubte also. Er vertraute Gott. Trotz allem übernahm er Verantwortung und ging ein Wagnis ein. Damit begab er sich auf eine Reise, die die Welt verändert hat, und leistete seinen Beitrag dazu.

Auf so eine Reise nimmt Gott auch uns mit. Eine Reise des Glaubens und Vertrauens. Machen wir uns auf und laden auch unsere Nachbarn und Freude, unsere Verwandten und Kollegen ein, mit Gott unterwegs zu sein.

Wie gut, dass wir auf diesem Weg gemeinsam gehen. Ich bin so dankbar für unseren Bund, unsere Gemeinden und Geschwister. Ich bin dankbar dafür, mit welch einer Hingabe sie sich auch in diesem Jahr investiert haben. Danke euch für das Dranbleiben und das Nicht-Aufgeben. Danke für eure Kreativität, auf die sich verändernden Umstände zu reagieren, beispielsweise für die digitale Weiterentwicklung. Danke, dass ihr nicht stehen bleibt.

So freue ich mich drauf, auch im kommenden Jahr mit euch Seite an Seite Herzen für das Reich Gottes zu gewinnen.

Ich wünsche euch gesegnete Weihnachtstage und einen schönen Jahresabschluss.

Mit liebem Gruß
Euer Johannes Justus
Präses des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden

 

Beitrag auf YouTube: youtu.be/w39qyMIyCSY

 

Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KdöR (BFP) ist die zweitgrößte Freikirche innerhalb der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) in Deutschland. Zum BFP zählen 62.872 Mitglieder in 836 Gemeinden. 325 davon (38,9%) sind Migrationsgemeinden. Einschließlich der Kinder, Jugendlichen und regelmäßigen Gästen gehören ca. 181.255 Personen dem BFP an (Stand 01.01.2019). Weitere Infos unter www.bfp.de.

 

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