3. Ökumenischer Kirchentag - ein Kommentar

Erzhausen (da) - Am Himmelfahrtswochende (13. bis 16. Mai) fand der 3. Ökumenische Kirchentag statt. Nach Berlin 2003 und München 2010 war in diesem Jahr Frankfurt der Veranstaltungsort - eigentlich. Pandemiebedingt mussten viele Präsenzveranstaltungen abgesagt bzw. gegen digitale Alternativen ausgetauscht werden. Kirchentage bieten Raum für Begegnung, Austausch und Diskussionen. Bei einem Ökumenischen Kirchentag kann und darf deshalb auch die bunte Vielfalt der kirchlichen und freikirchlichen Landschaft sichtbar werden.

Ein Kommentar vom BFP-Vizepräses Frank Uphoff (Velbert):

Miteinander über kirchliche Grenzen hinweg

Sind Freikirchler in Deutschland in manchen Augen immer noch so etwas wie "Exoten"? Vermutlich. Einerseits sehe ich hier eine positive Entwicklung. Die Predigerin beim Abschlussgottesdienst des 3. Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) gehört zur Evangelischen Methodischen Kirchen, aber wirklich "multilateral" war der diesjährige Kirchentag (noch) nicht.

Multilaterale Ökumene, das wäre auch das verkehrte Wort für die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), meinte deren Vorsitzender, Erzpriester Radu Konstantin Miron (Brühl bei Köln), bei der Eröffnung des Kirchentags in Frankfurt am Main. Er definierte den Begriff ACK mit einem Lächeln neu: "Authentisch für das A, charismatisch für das C und kollegial für das K."

Ja, in der Tat: So kollegial und authentisch ist auch mein persönliches Erleben der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in den vergangenen Jahren. Hier vertrete ich meinen Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) als Gastmitglied auf Deutschlandebene sehr gerne – und habe viele für mich wertvolle Beziehungen knüpfen können. Aber beim ÖKT selbst ist das noch etwas schwergängiger.

Die junge, agile ACK-Geschäftsführerin Verena Hammes hat sich im Vorfeld des ÖKT echt reingehängt, dass die in Deutschland „kleinen“ Kirchen in Frankfurt auf Augenhöhe Berücksichtigung finden. Respekt, Verena Hammes! Das geniale Projekt der "ACK-Polis", einer Präsentation in der Frankfurter Innenstadt wurde geboren, engagiert und mit viel Durchsetzungskraft der Geschäftsführerin vorbereitet – und fiel dann Corona zum Opfer. Hier hätte ich gerne mit Passanten Gespräche geführt. In dieser Phase der Vorbereitung habe ich bei der ACK echte Kollegialität erlebt – obwohl wir "nur" Gastmitglied sind!

Als "Experte für die Pfingstkirchen" angefragt

Als der ÖKT dann wegen der Corona-Pandemie völlig digital aufgestellt wurde, kam die Anfrage, ob ich mich als "Experte für die Pfingstkirchen" in digitalen Chaträumen befragen lassen würde. Gerne! Unter Moderation von Charlotte Weber, Evangelische Kirchenrätin für Ökumene aus Erfurt, stellte ich mich den Fragen der digitalen Kirchentagsbesucher, die jeweils nach 15 Minuten wechselten. In diesem „Barcamp“ erlebte ich ein Miteinander, wie ich es schätze. Offene, ehrliche, auch kritische Fragen in einer respektvollen und wohltuenden Atmosphäre.

Immer wieder die Kernfrage, wie es denn bei uns mit der "Gemeinschaft am Tisch des Herrn" aussehen würde. Es ist für mich keine Frage der Kirchenschilder, sondern der persönlichen Beziehung zu diesem Herrn! Die Kollegen aus den anderen digitalen Gesprächsräumen berichteten Ähnliches über ihr Erleben. "Ja, gerne wieder einmal", resümiere ich für mich.

Was Kirche im 21. Jahrhundert braucht

Von der professionellen Vorbereitung des ÖKT und den digitalen Ideen, die sich hier ballen, bin ich begeistert. Von der Themenauswahl eher weniger: Beim Reinschnuppern und Durchsurfen stoße ich häufig auf ökologische und (gesellschafts-)politische Themen. Alles wichtig, durchaus! So habe ich Kirchentage bisher immer erlebt: wie einen großen Gemischtwarenladen.

Aber wo sind die Themen mit einem klaren christuszentrierten, missionarischen Blick nach vorne? Das fehlt mir. Das braucht Kirche, wenn sie bei den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht scheitern will.

Aber vielleicht habe ich ja nur nicht lange genug gesucht.

Dieser Beitrag wurde auch veröffentlicht von der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.
www.idea.de/artikel/kirchentag-was-mich-begeisterte-was-mir-fehlte

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