Ein Beitrag von Prof. Dr. Veli-Matti Kärkkäinen
Jesu heilendes Handeln für eine zerbrochene Welt

Erzhausen (da) - Der finnische Theologe Veli-Matti Kärkkäinen (Fuller Theological Seminary, Pasadena/USA) zählt zu den international profiliertesten systematischen Theologen unserer Zeit. In seinem Beitrag „Flourishing Life in Health and Sickness – Jesus’ Compassionate Healing Ministry for the Fractured World of the Third Millennium“ reflektiert er die Bedeutung von Jesu heilendem Wirken angesichts einer verletzten Welt im dritten Jahrtausend.
Der Text wurde ursprünglich als Predigt für die Eröffnung eines internationalen missiologischen Kongresses zu Gesundheit und Krankheit verfasst und erschien in erweiterter Form im Magazin RV33, einer theologischen Zeitschrift der finnischen Pfingstbewegung (Ristin Voitto), die regelmäßig Beiträge zu Bibel, Theologie und geistlichem Leben veröffentlicht.
Ein erfülltes Leben in Gesundheit und Krankheit: Jesu mitfühlender Heilungsdienst für die zerbrochene Welt des dritten Jahrtausends
Der finnische Theologe Veli-Matti Kärkkäinen lädt in seinem Beitrag zu einer neuen Aufmerksamkeit für Jesu irdisches Wirken ein – besonders für sein heilendes Handeln aus Mitgefühl.
Ausgangspunkt ist Matthäus 4,23–25, wo Jesus als Lehrer, Verkündiger und Heiler beschrieben wird. Während die Glaubensbekenntnisse zwischen "geboren von der Jungfrau Maria" und "gelitten unter Pontius Pilatus" nur ein Komma setzen, widmen die Evangelien viele Kapitel dem Leben Jesu. Kärkkäinen greift den Gedanken Jürgen Moltmanns auf, dass gerade dieses "Komma" theologisch und seelsorgerlich gefüllt werden muss: Jesu Heilungen sind Zeichen des anbrechenden Reiches Gottes – aber noch nicht dessen Vollendung.
Jede Heilung, so Kärkkäinen, ist eine Verheißung, ein Vorgeschmack auf das kommende Reich des Friedens (shalom). Sie geschieht aus Mitgefühl, nicht nach Schema oder Bedingung. Der Glaube ist dabei nie Voraussetzung, sondern Antwort auf die Begegnung mit dem barmherzigen Heiler. Krankheit und Leid verlieren in dieser Sicht ihre Macht, ohne verklärt zu werden: Sie gehören zur "Zwischenzeit" des "schon jetzt – noch nicht".
Anhand von Beispielen – etwa aus der Lehre Martin Luthers vom "eigentlichen" und "fremden" Werk Gottes oder Henri Nouwens Bild des "verwundeten Heilers" – zeigt Kärkkäinen, dass Heilung und Leiden untrennbar miteinander verbunden sind. Jesus ist zugleich der Heilende und der Verwundete, der Durstige und die Quelle lebendigen Wassers.
Der Autor kritisiert moderne Vorstellungen von "totaler Gesundheit" als Kriterium menschlicher Würde. Am Beispiel seines an Down-Syndrom verstorbenen Bruders erinnert er daran, dass jedes Leben – unabhängig von Leistungsfähigkeit – in Gottes Augen wertvoll ist. Heil bedeutet mehr als körperliche Unversehrtheit: Es meint Wiederherstellung von Würde, Gemeinschaft und Hoffnung.
So ist Jesu heilendes Handeln eine Einladung zu einer ganzheitlichen Sicht des Lebens – einer Liebe, die "Ja" sagt zum Leben in seiner Gebrochenheit und zugleich auf die endgültige Vollendung im Reich Gottes hofft.
Autor: Prof. Dr. Veli-Matti Kärkkäinen – Fuller Theological Seminary